Meister Eckhart, der Mystiker, Kritiker und Erkenntnistheoretiker, eben die überragende Figur des deutschen Geisteslebens im 14. Jahrhundert, sucht in seinen Schriften die mystische Erfahrung darzustellen: das Streben der Einzelseele nach Aufgang in Gott. In seiner berühmten Abhandlung Das Buch der göttlichen Tröstung (Liber Benedictus) ist der Grundgedanke bestimmend, dass der wahre Trost in Gott allein zu finden sei, ein immerwährendes Bemühen, um eine Vereinigung mit dem Göttlichen. Im Hauptteil seiner Abhandlung, die er als Trostschrift für die vom Unglück heimgesuchte Königin Agnes von Ungarn verfasst hatte, sammelte Meister Eckhart 30 Stück, "von denen ein jegliches für sich schon den verständigen Menschen in seinem Leide füglich trösten" soll. Im dritten Teil will er vorbildartig belegen, wie leidgeprüfte Menschen ihren Schmerz bewältigt und Trost gefunden haben.
"Es gibt dreierlei Betrübnis, die den Menschen anrührt und bedrängt in diesem Elend. Die eine kommt aus dem Schaden an äußerem Gut, die andere aus dem Schaden, der seinen Verwandten und Freunden zustößt, die dritte aus dem Schaden, der ihm selbst widerfährt in Geringschätzung ungemach körperlichen Schmerzes und Herzeleid."